Gesprächsverlauf und Fragen beim Vorstellungsgespräch

Geschrieben am 06.09.2023

Ablauf und Themen des Vorstellungsgesprächs:

  1. Begrüßung und Einleitung des Gesprächs
  2. Motive der Bewerbung und Leistungsmotivation
  3. Ausbildung und berufliche Erfahrung
  4. Persönlicher, familiärer und sozialer Hintergrund
  5. Gesundheitszustand
  6. Berufliche Kompetenz und Eignung
  7. Informationen für den/die Bewerber/in
  8. Arbeitskonditionen
  9. Fragen des Bewerbers/der Bewerberin
  10. Abschluss des Gesprächs und Verabschiedung

 

 

  1. Begrüßung und Einleitung des Gesprächs

Der berühmte ,,erste Eindruck“: Blickkontakt; Lächeln; Händedruck; eigenen Namen nennen, falls er nicht schon gefallen ist. Auf Getränkeangebote (Kaffee oder Mineralwasser, aber bloß keinen Alkohol!) sollten Sie nur eingehen, wenn Sie den Eindruck haben, dass das ,,keine weiteren Umstände“ macht. Rauchen vermeiden Sie besser.

 

  1. Motive der Bewerbung und Leistungsmotivation

Fragen:

  • Wie ist es eigentlich zu Ihrer Bewerbung bei uns gekommen?
  • Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten?
  • Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Hinweise:
Mit solchen Fragen will man Ihre Motivation und Ihr Interesse für den möglichen neuen Arbeitsplatz erkunden. Hier kommt zum Tragen, wie gut Sie sich vorbereitet und über die Firma informiert haben.

 

Fragen:

  • Haben Sie sich noch woanders beworben?
  • Gibt es schon konkrete Verhandlungen/Ergebnisse?

Hinweise:
Die Ernsthaftigkeit Ihrer Bewerbung wird überprüft. Keine Beliebigkeit bei der Wahl des Arbeitsplatzes erkennen lassen. Vermeiden Sie es, über parallel laufende Verhandlungen oder mögliche Absagen zu sprechen – das provoziert Nachfragen.

 

Fragen:

  • Wie stellen Sie sich Ihre Arbeit im Idealfall vor?
  • Wo sehen Sie die Vorteile, die Nachteile der angebotenen Position?
  • Auf welche Leistungen in Ihrem Leben sind Sie besonders stolz?
  • Was möchten Sie in 3 Jahren erreicht haben?

Hinweise:
Dabei geht es um Ihre Leistungsbereitschaft und Motivation, ausschließlich in beruflicher Hinsicht! Wer hier (als Frau) einen Kinderwunsch bzw. Familienplanung durchblicken lässt, ist schnell von der KandidatInnenliste gestrichen. Auf das zurückliegende erfolgreiche Haushalt-Familien-Management können Sie aber sehr wohl hinweisen.

 

  1. Ausbildung und berufliche Erfahrung

Fragen:

  • Wie sah Ihr Ausbildungsweg aus?
  • Aus welchen Gründen haben Sie sich für diese Ausbildung/diesen Beruf entschieden?

Hinweise:
Obwohl einige Informationen schon aus Ihren Unterlagen hervorgehen, müssen Sie in der Lage sein, dies jetzt noch einmal alles plausibel zu begründen. Hier haben Sie die Chance, auch Umwege ins rechte Licht zu rücken.

 

Fragen:

  • Was haben Sie zuletzt an Ihrem Arbeitsplatz genau gemacht?
  • Was davon gerne und was ungern?
  • Schildern Sie Ihren typischen Arbeitstag.

Hinweise:
Mit diesen Fragen wird überprüft, ob der gute Eindruck auf dem Papier in der Realität Bestand hat. Man versucht, Schwachstellen zu enttarnen.

Die Behauptung, dass Sie an Ihrem letzten Arbeitsplatz alles nur gerne und gut gemacht haben, klingt unglaubwürdig. Aber Achtung im Hinblick auf die Anforderungen der angestrebten Stelle! Darüber hinaus unterstreichen Sie Ihre berufliche Kompetenz, z.B. durch richtiges Fachvokabular, genaue Kenntnis der Arbeitsabläufe, Zusammenhänge usw.

 

Frage:

  • Warum haben Sie den Arbeitgeber öfters bzw. selten gewechselt?

Hinweise:
Diese Frage zielt auf Ihre Schwachstellen ab. Sie werden beobachtet, wie Sie mit dieser unter Umständen unangenehmen Frage zurechtkommen.

Sie sollten sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und den Sachverhalt glaubwürdig darstellen. Nicht aggressiv reagieren und nicht schlecht über ehemalige Vorgesetzte (und KollegInnen) sprechen, da Sie sich damit als illoyal Ihrem Arbeitgeber gegenüber zeigen und daraus geschlossen wird, daß Sie das auch in Zukunft sein könnten.

 

Frage:

  • An welchen Fortbildungsmaßnahmen haben Sie teilgenommen – initiiert durch Ihren Arbeitgeber oder Sie selbst?

Hinweis:
Neben Kursen, Seminaren usw. können auch Fachliteratur und der Austausch mit KollegInnen in einem vergleichbaren Arbeitsbereich angeführt werden.

 

Fragen:

  • Haben Sie Personen kennengelernt, die für Sie in beruflicher Hinsicht als Vorbild galten? Welche und warum?
  • Was schätzen Sie an Ihren Vorgesetzten/ArbeitskollegInnen – was nicht?

Hinweise:
Signalisieren Sie, die Bedeutung der Vorbildfunktion zu kennen und wertzuschätzen (mit Beispielen). Benennen Sie Stärken und Schwächen von anderen immer unter Berücksichtigung, dass Sie damit gleichzeitig auch Aussagen über Ihre eigene Person machen. Der Schwerpunkt sollte deutlich auf den positiven Merkmalen liegen. Auch hier gilt: der früheren Firma gegenüber loyal sein.

 

  1. Persönlicher, familiärer und sozialer Hintergrund

Fragen:

  • Erzählen Sie etwas über sich.
  • Wie würden Sie sich charakterisieren?
  • Was sind Ihre ganz persönlichen Lebensziele?
  • Was sind Ihre Stärken/Schwächen?

Hinweise:
Versuchen Sie bei derartigen Fragen, die Ihr Privatleben berühren, immer den beruflichen Teil Ihres Lebens in den Vordergrund zu stellen und sprechen Sie erst später – wenn überhaupt nötig – die private Seite an.

Mit Gelassenheit sowohl die positiven als auch einige negative Dinge (z.B. die Kehrseite einer Stärke; allgemein menschliche Schwächen) darlegen. Sie sollten zeigen, dass Sie sich realistisch und kritisch selbst einschätzen können, aber den Rahmen durch allzu persönliche Bekenntnisse nicht sprengen.

 

Frage:

  • Warum sollten wir gerade Sie einstellen?

Hinweise:
Diese Frage ist ein Test Ihres Selbstbewusstseins und Selbstvertrauens und gehört zu den absoluten Standardfragen. Präsentieren Sie die für Sie sprechenden Fähigkeiten und Eigenschaften prägnant und überzeugend (zumindest selbstüberzeugt).

 

Fragen:

  • Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
  • Welche Hobbys haben Sie?

Hinweis:
Überlegen Sie vorher gut, was Sie preisgeben möchten und was nicht.

 

Fragen:

  • Erzählen Sie etwas über Ihre aktuelle Lebenssituation.
  • Wie sind Ihre Kinder versorgt, während Sie arbeiten?
  • Wie sieht Ihre Familienplanung aus?

Hinweise:
Hinter diesen Fragen steckt die Befürchtung finanzieller Aufwendungen infolge von Fehlzeiten (Schwangerschaft, kranke Kinder …). Eine Ehefrau und drei reizende Kinder sind für einen männlichen Kandidaten ein gutes Aushängeschild. Bei einer Frau sieht das schon anders aus. Stellen Sie unmissverständlich klar, dass Ihre Kinder hervorragend betreut sind – auch im Krankheitsfall.

Bei Fragen nach Schwangerschaft, Kinderwunsch, Familienplanung antworten Sie so, wie es für Sie vorteilhaft ist – hier dürfen Sie ungestraft lügen.

 

Fragen:

  • Was sagt Ihr/e Lebenspartner/in zu Ihren Plänen?
  • Wie können Sie Beruf und Familie miteinander vereinbaren?

Hinweise:
Natürlich werden Sie von zu Hause nur unterstützt, Ihr/e Partner/in steht hinter Ihren beruflichen Plänen, und die Kinder freuen sich auf Ihre Berufstätigkeit.

 

  1. Gesundheitszustand

Fragen:

  • Sind Sie häufiger krank?
  • Wie ist Ihr genereller Gesundheitszustand?
  • Und der Ihrer Kinder?

Hinweise:
Falls Sie eine mehr als 50%ige Behinderung haben (Ausweis), müssen Sie dies sagen. Ansonsten sind Sie gesund! Einzig Erkrankungen, die die Ausübung des Berufes stark einschränken, sind anzugeben. (Schon aus Eigeninteresse sollte man in diesem Fall wohl nicht mehr in diesem Beruf eine Stelle suchen.)

 

  1. Berufliche Kompetenz und Eignung

Fragen:

  • Wie gut kennen Sie sich in unserer Branche aus?
  • Was ist Ihre Meinung über das Verfahren …?

Hinweise:
Test Ihres Informationsstandes und Fachwissens. Sollten Sie trotz guter Vorbereitung nicht genug Hintergrundwissen haben, bekennen Sie sich dazu. (Es könnte sich auch um eine Scheinfrage handeln, mit der getestet wird, ob Sie ehrlich sind.)

 

Fragen:

  • Was würden Sie als Ihren aktuellen, spezifischen Arbeitsschwerpunkt bezeichnen?
  • Können Sie uns kurz die Ergebnisse Ihrer Arbeit auf dem Gebiet … darstellen?

Hinweise:
Fragen nach Ihrer Berufserfahrung, Ihrem aktuellen Tätigkeitsschwerpunkt (auch wenn es die Erziehung der Kinder, das Managen des Haushaltes ist) sollten Sie überzeugend beantworten können. Wiedereinsteigerinnen können an dieser Stelle ihre weibliche soziale Kompetenz betonen.

 

Fragen:

  • Was glauben Sie: Wie lange brauchen Sie, um sich bei uns einzuarbeiten?
  • Auf welchem Gebiet haben Sie noch größere Defizite, und was gedenken Sie dagegen zu tun?

Hinweise:
Durch diese Fragen nach möglichen Schwachstellen sollten Sie sich nicht provozieren lassen, sondern eine positiv-realistische Einschätzung abgeben: Natürlich brauchen Sie eine Einarbeitungszeit, aber mit Unterstützung und Kooperation durch den Arbeitgeber wird dies schnell gehen. Sollten sich Defizite herausstellen, werden Sie diese Dank Ihres Engagements und Ihrer Fortbildungsbereitschaft schnell beheben.

 

  1. Informationen für den/die Bewerber/in

Auch wenn Sie schon müde sind: hören Sie aktiv zu (Blickkontakt, Mimik, Nicken) und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht genau verstehen oder Sie etwas näher interessiert.

 

  1. Arbeitskonditionen

Hier werden die Rahmenbedingungen (z.B. Gehalt, Arbeitsantritt, Arbeitszeit, Probezeit, betriebliche Sonderleistungen usw.) geklärt.

 

  1. Fragen des Bewerbers/der Bewerberin

In jedem Vorstellungsgespräch gibt es die Möglichkeit für Sie, Fragen zu stellen. Sollten Sie dazu nicht aufgefordert werden, so nehmen Sie sich die Freiheit, das von sich aus zu tun. Dadurch beweisen Sie Selbständigkeit und Zielgerichtetheit!

Spätestens jetzt sollte die Frage des Gehalts angesprochen werden:
Versuchen Sie herauszufinden, wie viel Gehalt für diese Stelle vorgesehen ist und zeigen Sie Verhandlungsbereitschaft, indem Sie z.B. zwei Beträge (von – bis) erwähnen. Überlegen Sie sich auch, was ein vorerst etwas niedrigeres Einstiegsgehalt kompensieren könnte (Aufstiegsmöglichkeiten, Gehaltsvorrückung, Dienstwagen, Sozialleistungen, Chancen, sich erst einmal in der Branche zu bewähren – auch mit Ausblick, nötigenfalls in eine andere Firma umzusteigen).

 

  1. Abschluss des Gesprächs und Verabschiedung

Am Ende des Gesprächs wird eine freundliche Verabschiedung stehen, in der man Ihnen für Ihr Kommen dankt. Versuchen Sie an dieser Stelle abzuklären, wie es weitergehen wird, wann Sie benachrichtigt werden bzw. ob sie selber nachfragen können.

 

Wichtig: Nicht aus Erleichterung den Raum fluchtartig verlassen. Auch der ,,letzte“ Eindruck bleibt besonders im Gedächtnis haften!

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