Gefahren psychologischer Testverfahren

Geschrieben am 21.02.2023

16Missbräuchliche Verwendung von Tests

 

Testverfahren können möglicherweise auch eingesetzt werden, um Gruppen von Menschen „auszusortieren“ („Kriminelle“, „Verhaltensgestörte“, „Behinderte“…).

Weiters können Testergebnisse dazu missbraucht werden, um Menschen „abzustempeln“ (Leistungsdefizite, Störungen, Krankheiten). Tests sollen daher nur von ExpertInnen durchgeführt und interpretiert werden und das nur im Zusammenhang mit einem persönlichen Gespräch. Testverfahren dürfen auch nicht als Machtmittel eingesetzt werden, um gesellschaftspolitische/wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.

 

 

Verfälschung durch den Probanden

Testergebnisse können auch durch die Testperson selbst verfälscht werden. Wenn das Testverfahren schon gut bekannt ist oder die Testperson sich in einer Ausnahmesituation befindet durch extreme Müdigkeit, Krankheit, belastende Probleme etc. werden die Ergebnisse möglicherweise dadurch beeinflusst. Mangelnde Motivation, Widerwillen gegen das Testverfahren oder der Wunsch, möglichst perfekt abzuschneiden sind ebenfalls mögliche Fehlerquellen.

Allerdings sind bei vielen Testverfahren sogenannte „Lügenskalen“ eingebaut, die Tendenzen im Sinne von „sozialer Erwünschtheit“ erfassen. Ebenso können bei der Testauswertung die Tendenz zu unkritischer Zustimmung oder Ablehnung bzw. extreme bzw. indifferente Antworten berücksichtigt werden.

 

 

Einfluß externer Faktoren

Nicht unterschätzen sollte man Einflüsse von Raumtemperatur (große Hitze oder Kälte), Beleuchtung (zu dunkel), Raumgestaltung (zu eng, unbequeme Sitze etc.) oder Störungen von außen (Baulärm, Handy). Gelegentlich werden solche Faktoren aber bewusst eingesetzt (Stresstest !!!)

 

 

Veränderung ausgeschlossen?

Testergebnisse sind keine unveränderlichen, absolut gültigen Werte („Typus der autoritären Persönlichkeit“), die eine Person ein für alle Mal beschreiben, sondern erfassen einen momentanen Zustand, eine momentane Leistung.

 

 

Auch Statistiken können „lügen“

Die Darstellung von Testergebnissen kann je nach Aufbereitung zu sehr unterschiedlichen Eindrücken führen. Bei der Interpretation von Daten kann es durch Ungenauigkeit oder wissentliche Verfälschung zu Fehlern kommen. Daher setzt auch diese Aufgabe das nötige Fachwissen ebenso wie Genauigkeit und Sorgfalt voraus.

 

 

Relativ, nicht absolut

Testergebnisse bieten keine 100%ige Sicherheit, sondern immer nur Schätzwerte, in Wahrscheinlichkeiten oder Prozenträngen gemessen, abhängig von der Normstichprobe.

 

 

Fehlinterpretationen

Natürlich können Testwerte auch falsch interpretiert bzw. falsche Schlüsse gezogen werden. (Untersuchung „Schuhgröße + Intelligenz“)

 

 

Werte einer Gesellschaft

Bis zu einem gewissen Grad entsprechen auch objektive Testverfahren den jeweils gültigen Wert- und Normvorstellungen einer Gesellschaft oder Kultur bzw. dem momentanen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Ebenso können sich über längere Zeiträume die Vergleichswerte der Gesamtstichprobe verändern. Daher sollten Tests immer wieder neu bearbeitet und auf einen aktuellen Stand gebracht werden.

 

 

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